Dienstag, 17. Januar 2012

Monster, Fenster und Gesichter

Kinder, die meisten, neigen dazu eine lebhafte Fantasie zu entwickeln. Da hausen die schlimmsten Monster unter Betten oder in Schränken. Schatten trachten einen nach dem Leben und Spielzeug erwacht, wie einst auch schon Pinocchio zum Leben. Doch hin und wieder ist was ist, zwar ein wenig anders als es ist, doch das liegt an der Natur des ganzen und ist für einen kleinen Kerl wie ich es damals noch war nicht leicht zu unterscheiden.

Sie kennen doch diese Fenster in Giebeln. Halbrund war (eigentlich ist es das auch noch heute) jenes Fenster um das es sich hier dreht. Lange Zeit befand sich hinter jenem Fenster, welches über keinerlei Rahmen oder Glas verfügte, nichts als tiefschwarze Leere. Berauschend war auch die Vorstellung nicht was sich wohl innerhalb dieses Nichts befindet, war es doch ein Dachboden und, das weiss man ja, auf Dachböden hält sich auch überaus gerne mindestens ein Geist oder Monster auf. Man kann also nie wissen was einem aus so einem Loch in der Wand alles entgegenspringen kann, unabhängig ob es nun Tag oder Nacht ist. Irgendwann nun änderte sich die Sachlage. Der Blick in die Leere wurde mir Teils, so glaubte ich, versperrt von einem Gesicht, dem Gesicht eines älteren Mannes, welcher seinen Blick nicht ein einziges Mal abwendete. Unentwegt starrte er in meine Richtung. Selbstverständlich war ich mir sicher, es musste sich um den Geist eines dort Verstorbenen handeln der nun nicht besseres mit seiner Zeit anzufangen wusste als mich anzustarren. Wobei, ganz sicher war ich mir nicht, hatte das Gesicht doch etwas schemenhaftes an sich das mich ein wenig an dem was da da zu sehen glaubte zweifeln liess, hielt es jedoch nicht für nötig eine andere Person zu fragen ob sie dort oben das gleiche sah wie ich. Darüber hinaus, war es nicht so, das sich Geister nicht jedem zeigten? Konnte es nicht sein, das, wenn ich nun jemanden um Rat fragte, er das Gesicht dort nicht sehen konnte, obwohl es doch dort war, eben nur für mich sichtbar? Irgendwann dann, nach Jahren, beschlossen sich die Besitzer des Hauses dazu entschlossen, das Fenster oder vielmehr Loch, denn was anderes war es ja nicht, auf vernünftige Art und Weise zu verschließen. Das Gesicht war verschwunden, denn selbst Geistern, Monstern oder was auch immer, scheint es unmöglich zu sein, selbst durch Mauern hindurch sichtbar zu sein.
Als ich nun immer älter, nicht einmal ich scheine davor gefeit zu sein, wuchs in mir die Überzeugung das ich dort, in jenem Loch in der Wand, sicherlich kein Gesicht gesehen hatte, sondern schlicht und einfach einer optischen Täuschung aus Licht und Schatten erlegen war.
Jahre später, die gesamte Familie sass im Wohnzimmer meiner Grosseltern zusammen, meinte selbige, das es schon eine seltsame Idee der Nachbarn gewesen wäre das Dachfenster mit einem Bild zu verschliessen. „Welches Bild,“ fragte ich. Eben jenes Portrait eines älteren Mannes das in jenem Giebelfenster dort oben gehangen habe und fortwährend in ihre Richtung gestarrt habe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen